Am Samstag lud die kleine Bühne 70 in das Cassalla Theater zu einem humorvollen Abend voller pointierter Dialoge und scharf beobachteter Alltagssituationen ein: „Loriots Eheberatung und andere dramatische Werke“ bot dem Publikum einen Querschnitt durch die unverwechselbare Welt des großen Meisters des feinsinnigen Humors. Unter der Regie von Ralph Langlotz und Djamila Groch wurden Loriots unsterbliche Szenen mit frischer Energie und Liebe zum Detail inszeniert.

Die einzelnen Szenen begannen mit charmanten Anmoderationen im Loriot-Stil von Ralph Langlotz selbst, der mit trockenem Witz und eleganter Selbstironie die perfekte Einstimmung auf den Abend lieferte. Bereits hier wurde deutlich, dass die Inszenierung den Geist Loriots nicht nur respektierte, sondern auch mit großem Geschick interpretierte.

Das Ensemble, bestehend aus Michael Neugebauer, Nicole Berninger, Irene Schmidt, Marc Ziegler, Jasmin Landskron, Angela Picht, Helmut Hartung, Gert Holzförster, Peter Hartung, Michael Kleppe, Angelika Langlotz, Lisa Kleppe und Djamila Groch (die kurzfristig für die erkrankte Nadja Borowicz einsprang), zeigte eine durchweg überzeugende Leistung. Besonders herausragend waren Helmut Hartung, dessen Gespür für Timing und subtile Komik maßgeblich zur Wirkung vieler Szenen beitrug und Nicole Berninger, die mit ihrer präzisen Mimik jede noch so kleine Regung ihrer Figuren zum Leben erweckte. Besonders das Ehepaar, das Hartung zusammen mit Angelika Langlotz verkörperte, wurde von beiden erstaunlich nahe am loriotschen Original gespielt. Begeistert haben auch Jasmin Landskron als entgeisterte Reporterin bei „Heimoperation“, Gert Holzförster, der bei der Zuchtbullenversteigerung in Hannover seine Begabung als „Kunstpfeifer“ entdeckte, Michael Kleppe als Ehemann mit Dessert-Leidenschaft bei „Der Kosakenzipfel“ und nicht zuletzt Marc Ziegler als ständig unterbrochener Restaurantgast bei „Schmeckt’s“.

Von „Brat fettlos mit Salamo“ bis zur Marzipankartoffel aus dem Panzerwerk

Die Regisseure Langlotz und Groch verstanden es, die einzelnen Szenen gekonnt miteinander zu verweben und so einen abwechslungsreichen, aber dennoch harmonischen Ablauf zu schaffen. Klassiker wie „Die Eheberatung“ oder „Herrenmoden“ wurden vom Publikum mit Szenenapplaus bedacht, während weniger bekannte Stücke wie „K 2000“ mit frischer Leichtigkeit überraschten. Djamila Groch, die als kurzfristiger Ersatz agierte, fügte sich nahtlos in das Ensemble ein und bewies eindrucksvoll ihre Vielseitigkeit.

Das Bühnenbild war schlicht, aber funktional, und ließ den Fokus ganz auf den Darstellern und den feinsinnigen Texten Loriots. Unterstützt durch einfühlsame Lichtgestaltung und dezente akustische Akzente entstand eine intime Atmosphäre, in der das Publikum die Dialoge und Gesten noch intensiver genießen konnte.

Die Aufführung endete mit großem Applaus, der dem gesamten Ensemble und der Regie galt. Mit dieser gelungenen Inszenierung hat die kleine bühne 70 erneut bewiesen, dass sie ein Händchen für anspruchsvolle Unterhaltung hat. Loriots Humor, der zeitlos bleibt, wurde hier in seiner ganzen Eleganz und Vielschichtigkeit zelebriert. Ein Abend, der dem Publikum nicht nur Lachtränen, sondern auch ein warmes Gefühl des Wiedererkennens schenkte.

Bis zum 16. Februar folgen noch weitere Aufführungen. Infos unter www.kb70.de.

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