Noch bis zum 12. Januar wird von der „kleinen bühne 70“ das Grimm-Märchen Dornröschen im Cassalla Theater aufgeführt (Wir berichteten). Der gemeinnützig anerkannte Theaterverein inszeniert jedes Jahr ein Kindermärchen und alle ein bis zwei Jahre ein Stück für Erwachsene und kommt damit jährlich auf bis zu 40 Aufführungen. Wieviel Zeit und Arbeit vor dem fertigen Theaterstück stehen, das verriet uns Regisseur Ralph Langlotz im Gespräch.

Hallo Ralph, vielen Dank für deine Zeit. Zuerst zu deiner Person. Mich würde interessieren, wie du persönlich zum Theater gekommen bist.

Da geht der Blick zurück zur Schulzeit. Ich erinnere mich, dass ich in einer kleinen Komödie den Schneidermeister Stich gespielt habe. Das muss in der fünften oder sechsten Schulklasse gewesen sein. Jahre später, ich war 18, suchte das Staatstheater Statisten im Schauspiel. Daraufhin habe ich drei Jahre als Statist in verschiedenen Produktionen mitgewirkt. Ich habe mal ein Tablett über die Bühne getragen oder jemanden verhaftet, im Chor gesungen oder hing als Jesus am Kreuz. Später fand ich eine Anzeige der „kleinen bühne 70“ in der Zeitung. Der Verein suchte männliche Darsteller. Männer sind oft Mangelware in solchen Vereinen oder Kulturbetrieben. Dort habe ich 1982 die erste Prinzenrolle gespielt und meine erste Prinzessin angehimmelt – im selben Kostüm wie der aktuelle Prinz bei Dornröschen.

Was ist das besondere am Theater?

Als erstes der Kontakt zum Publikum und die Atmosphäre. Man hört aufeinander und fühlt mit. Das Publikum fühlt mit. Besonders im Kindertheater erfährt man die Reaktionen der Kinder ganz ungefiltert. Die Aufführungen für Schulklassen sind zum Beispiel immer etwas ganz Besonderes, das Highlight des Jahres. Das ist Theater pur, live und mit Gänsehaut.

Gibt es ein ganz besonderes Erlebnis, an das du dich gerne erinnerst?

Lacht. Wir hatten eine Märchenaufführung. Eine Darstellerin für eine große Rolle rief an und flüsterte am Telefon, sie habe keine Stimme mehr. „Aber ich kann auf die Bühne“, sagte sie. Als Regisseur kannte ich ja ihre Nuancen. Sie hat also ihre Mimik gemacht und ihren Mund bewegt. Ich habe den Text dazu gesprochen. Das hat so gut funktioniert, dass es überhaupt nicht aufgefallen ist. Es war sehr aufregend, aber ein interessantes Erlebnis.

Wieviele Stücke hast du als Regisseur inszeniert?

Bis jetzt habe ich 25 Märchen und mindestens 15 Erwachsenenstücke inszeniert.

Von der Planung bis zum fertigen Stück ist es ja ein langer Weg mit viel Arbeit. Wie lange wirkt ihr daran?

Wir benötigen eine Vorlaufzeit von etwa einem halben Jahr. Wir können uns also bereits jetzt überlegen, welches Märchen wir am Jahresende spielen. Zuerst lesen wir einige Stücke gegeneinander und schauen, welches uns am besten gefällt. Dann müssen die Rollen besetzt und Aufführungsgenehmigungen eingeholt werden. Darauf geht es ans Proben – zuerst einmal wöchentlich, später etwas dichter. Ein halbes Jahr Vorlaufzeit ist dann schon gut, denn es sind ja alles Nebenberufliche, deren Zeit begrenzt ist. Abends lässt dann häufig auch die Konzentration nach, wenn man einen ganzen Arbeitstag hinter sich hat. Zwei bis dreimal proben wir am Wochenende, das ist deutlich effektiver. Profis würden es in sechs Wochen schaffen, aber die können sich ja auch voll und ganz darauf konzentrieren.

Der ganze Bühnenbau muss ja auch von Grund auf erstellt werden. Wieviel Leute wirken an so einem Stück wie Dornröschen mit?

Neben den 14 Darstellern arbeiten im Hintergrund nochmal mindestens zehn Personen. Das geht von Aufgabengebieten wie Malerei über Transport, Gestaltung der Bühne und der Kostüme bis hin zu Musikkomposition. 25 bis 30 Leute sind an einem Stück beteiligt.

Gibt es schon Aussichten auf 2025? Worauf dürfen wir uns freuen?

Es wird ein neues Erwachsenenstück geben: „Wir sind die Neuen“ – eine Rentner- und eine Studenten-WG treffen aufeinander. Im Dezember folgt dann ein neues Grimm-Märchen. Welches es wird, müssen wir noch entscheiden.

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