„Der Fuchs genannt Quatto“ ist eines von vielen kurdischen Märchen, die aktuell in der Violett Kunstgalerie in einer Symbiose aus Text und künstlerischer Darstellung verschmelzen. Überliefert wurden die Sagen von Khalisa Ali, einer Großtante der Galeristin Arya Atti. Es ist eine Geschichte über Strafe und Vergebung in einer Zeit voller Armut, die heute im Rahmen der Finissage der Ausstellung „Habu Nabu“ („es war einmal“) von Evelyn Helwig vorgetragen wurde. Helwig war ebenso für die Übersetzung des Gesamtwerkes „Märchen aus Kurdistan“ verantwortlich. Darum geht es in dem Text: Weil der Fuchs von einer armen alten Frau Ziegenbutter stahl und weitere schlimme Dinge tat, wurde er bestraft, empfand schließlich aber Reue und bekam die Gelegenheit zur Wiedergutmachung, die er auch ergriff. Wie bei den Märchen der Brüder Grimm findet man auch in den kurdischen Geschichten den typischen erzieherischen Charakter vor, weitere Texte stellen die Hoffnung in den Vordergrund, andere sollen Mut machen. Weil nun die alte Frau Ghee (geschmolzene, geklärte Butter) in ihren Quruf (Behältnis aus Schafsfell) füllte, findet man jene Parallelen auch innerhalb der Ausstellung wieder. Der Quruf ist sichtbar und die Ziegenbutter ist schmeckbar, kann also vor Ort mit Brot verkostet werden.
Eindrucksvolle Installationen
Unter den Werken befindet sich auch die eindrucksvolle Lichtinstallation „Liebe mit sieben Herzen“, die, untermalt von orientalischen Klängen, von einer Geschichte erzählt, in der ein Mädchen den Mann nicht nur mit ihrem einen Herzen, sondern mit sieben Herzen liebte. Diese tiefe Liebe symbolisiert Arya Atti durch verschiedene Herzen, die von der Grundform bis anatomisch und abstrakt dargestellt werden. Das Licht bescheibt das tiefe Gefühl der Liebe, die Farben repräsentieren die Vielfältigkeit der Liebe. Eine weitere Installation Attis besteht aus einem Gemälde mit einem schlafenden Mädchen, dessen buntes Kleid sich außerhalb des Bildes fortsetzt. Dem Mädchen wurden wohl Märchen vorgelesen, so hat es in den Schlaf gefunden. Der Stoff verkörpert die typische Kleidung der Frauen ihrer Heimat Syrien, erzählt die Künstlerin.
Lieder aus Mesopotamien
„Musik ist eine Weltsprache, die jeder versteht“, erklärte der Musiker Bülent Can, der zur Finissage kurdische Lieder und Melodien auf orientalischen Instrumenten spielte. Dazu wusste der Künstler auch einiges zu berichten. Manche Instrumente waren einst verboten, manche waren Instrumente von Philosophen und Vordenkern in alten Zeiten, andere erinnern an Gitarren und manche besitzen sogar die Klangfarbe eines Cellos. Mit Liedern des Friedens und der Gerechtigkeit entführte er die Zuschauer in weit entfernte Regionen des Zweistromlandes.
Bis zum 1. Mai hat man noch die Gelegenheit, die aktuelle Ausstellung „Habu Nabu“ in der Violett Kunstgalerie, Königsgalerie, Neue Fahrt, 34117 Kassel zu besuchen und mehr über die Werke der insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstler sowie die Märchen zu erfahren. Ebenso ist das Buch „Märchen aus Kurdistan“ an dieser Stelle erhältlich.