Im Kasseler Kunstverein zeigt René Wagner seine Ausstellung „Pole Position“. Am Dienstag lud er im Rahmen des Galeriefestes zur Führung.

Auf dem Boden verlaufen leuchtend gelbe Parkplatzmarkierungen, auf denen man auch mal auf einen aus Gips modellierten und etwas verformten Helm stößt. Eine Trennwand in der Form eines Autos teilt die Ausstellungshalle des Kasseler Kulturvereins und verläuft bis weit in den Nebenraum. Aufwendig in 90er Jahre Tuningoptik lackierte Alublechbilder zieren die Seiten, teilweise gestaltet mit den originalen Farbcodes des Fahrzeugs im Film Manta Manta. Daneben befinden sich Aussparungen, in denen Felgen ausgestellt sind, auf denen das überdimensionale Wand-Automobil zu stehen scheint. An manchen davon sind frontal Porzellanteller installiert, andere sind in Porzellanoptik lackiert. Eine Felge mit filigran gemaltem Blumenmuster der Meissen Manufaktur sticht besonders hervor. Wagner erinnert damit an das gute Porzellan seiner Großmutter, das immer im Schrank verstaut war, aber so gut wie nie benutzt wurde und vergleicht damit diese Wertschätzung mit der Liebe und dem Perfektionismus der Tuningszene für die Gestaltung und Veredelung ihrer Fahrzeuge.

Nieten an der Wand erinnern an japanisches Bosozoku Style Tuning, bei dem die Autos in möglichst brutaler Optik gestaltet werden. Als Kontrast dazu die in grellen Farben lackierten und mit Logos von Motoren- und Reifenfirmen versehenen Vasen, die aussehen wie Auspuffendtöpfe. Die Bemalung steht im Zusammenhang mit der von antiken Vasen, auf denen alltägliche Szenen kunstvoll gezeichnet sind.

Die Tuningszene hat Wagner schon immer beeindruckt. Mit der Kamera hielt er die Fahrzeuge beim Warten an den Bushaltestellen in den Vororten seiner Heimatstadt Hildesheim fest. In der Leidenschaft der Veredler, die ihre Autos abends vor den Bushaltestellen präsentieren, sieht Wagner eine Parallele zur Kunstwelt, die ebenso immer auf der Suche nach dem schönsten und herausragendsten Kunstwerk ist. Die Idee für seine Ausstellung überkam den Künstler aber erst später durch ein Bild seiner Tochter, auf dem ein Fahrzeug abgebildet ist, das eine Blumenvase auf dem Dach trägt. Jene Inspirationsquelle ist ebenso Teil der Ausstellung. In arbeitsreichen sechs Wochen sei dann die Ausstellung entstanden, erklärt der Künstler. Das Material dafür erhielt er aus den verschiedensten Quellen, viele Vasen und Teller hat er sich beispielsweise von Flohmärkten besorgt.

Pole Position, bis zum 29.05.2023 im Kasseler Kunstverein, Fridericianum, Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag & feiertags 11 – 18 Uhr, Donnerstag 11 – 20 Uhr

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