Am Sonntagabend bot das Theaterstübchen in Kassel einen besonderen Leckerbissen für Jazzliebhaber: Neun Jahre nach ihrem letzten Auftritt in Nordhessens „Jazzstübchen“ begeisterten Ulita Knaus und ihre Band wieder einmal das Kasseler Publikum. Mit im Gepäck: ihr achtes Soloalbum „Old Love And New“, dessen vierzehn Stücke zu Gedichten ihrer Lieblingsdichterinnen entstanden sind, erklärte die Sängerin und Komponistin.
Eine entspannte Stimmung herrschte im intimen Theaterstübchen, eine vertrauliche Atmosphäre, die sofort den Eindruck erweckte, dass man Teil von etwas Einzigartigem war. Mit einem Lächeln und sichtbarer Freude betrat Ulita Knaus die Bühne, begleitet von einer hervorragend eingespielten Band, bestehend aus Martin Terens (Piano), Oliver Karstens (Bass) und Tupac Mantilla (Schlagzeug). Der Abend begann mit dem sanften, atmosphärischen Stück „The Year“, das den Raum in eine warme Klangwelt tauchte.
Ulita Knaus’ Stimme ist ein Instrument für sich. Mal schwebend leicht, mal mit kraftvoller Intensität – sie versteht es, jede Nuance auszukosten. Besonders beeindruckend ist ihre Fähigkeit, Emotionen direkt zum Publikum zu transportieren. In Balladen wie „Is It Done?“ zeigte sie sich verletzlich und intensiv, während in schnelleren Nummern wie „Fireworks“ eine ausgelassene Freude am Gesang spürbar war. Die Band setzte Knaus’ musikalische Vision perfekt um: Martin Terens beeindruckte mit gefühlvollen Soli, Oliver Karstens lieferte ein rhythmisches Fundament, das gleichzeitig Flexibilität und Präzision bewies, und Tupac Mantilla setzte mit kreativen Akzenten Glanzpunkte. Die Gedichte, auf denen die Songs des aktuellen Albums basieren, sind dabei so facettenreich wie die daraus entstandenen musikalischen Interpretationen. Sie reichen von Kinderreimen wie bei „Bicycle Built For Two“ von Carolyn Wells bis hin zu kritischen Texten wie „Aunt Chloe’s Politics“, einem Vers von Frances Ellen Watkins Harper, einer Autorin für Lyrik und Prosa, die sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzte.
Das Publikum reagierte begeistert auf jeden Song. Nach einer mitreißenden Performance von „Daisy Time“ war der Applaus so anhaltend, dass die Sängerin mit einem charmanten Lächeln eine Zugabe ankündigte. Das Konzert endete mit einer ergreifenden Interpretation des Klassikers „A Sunday Kind of Love“, das den Abend würdevoll abrundete. Das Konzert war ein Erlebnis, das die Essenz des Jazz in seiner intimsten und bewegendsten Form einfing. Die Verbindung zwischen der Sängerin, ihrer Band und dem Publikum schuf eine Atmosphäre, die zeigte, warum Knaus als eine der führenden Stimmen im deutschen Jazz gilt – und ein Beweis dafür, wie kraftvoll Live-Musik sein kann.