Jahr |
Ereignis |
1603 |
Landgraf Moritz von Hessen-Kassel beschloß nach dem Tode seiner
Gemahlin Agnes von Solms-Laubach 1602, sich wieder zu verheiraten. 1603
ehelichte er die gerade sechzehn Jahre alte Juliane von Nassau-Dillenburg. Nach
zwei Söhnen und zwei Töchtern aus erster Ehe kamen nun bis 1628 noch sieben
Söhne und sieben Töchter hinzu. Juliane machte sich mit den Jahren Gedanken über
die standesgemäße Versorgung ihrer Nachkommen und erreichte bei Moritz die
Einwilligung, daß in Anlehnung an die im Hause Hessen geltende Erbteilung ihren
Nachkommen ein Viertel Hessens, daher der Name Quart, übertragen werde. Es wurde
jedoch festgelegt, daß die Quart weiterhin unter Kasseler Oberhoheit bleiben
werde.
|
1604 |
Nach dem Tod des Landgrafen Ludwig IV. stirbt die Linie Hessen-Marburg aus.
Gemäß Testament soll das Land zu gleichen Teilen auf Hessen Darmstadt und Hessen
Kassel aufgeteilt werden. Der Norden mit Marburg (Oberhessen) wird nach einem
Schiedsspruch der Räte Landgraf Moritz zugewiesen. Um die Aufteilung entsteht
trotzdem ein langjähriger Streit, der im "Hessenkrieg" 1645-48 seinen Höhepunkt
findet.
Landgraf Moritz öffnet ihres Glaubens wegen bedrängten Ausländern sein Land,
sichert ihnen zweijährigen freien Ansitz und auf ihr Begehren hin das
Bürgerrecht und den Zugang zu den Zünften zu.
|
1605 |
Das erste deutsche Theater entsteht in Kassel: das
Ottoneum.
|
1606 |
Landgraf Moritz läßt durch seine drei ältesten Söhne dem Grundstein für ein
neues Jagd- und Lustschloss mit Blick über das Kasseler Becken am Osthang des
Habichtswaldes, an der Stelle des Klosters Weißenstein, legen.
|
1608 |
Landgraf Moritz, ab 1605 selbst Calvinist, verstößt bei seinen
Bemühungen um das Erbe des Marburger Landesteiles gegen die Konfessionsgarantie,
indem er calvinistischen Einfluss geltend macht und bringt damit die lutherische
Geistlichkeit gegen sich auf. Das gab dem Darmstädter Landgrafen Ludwig V. den
willkommenen Anlass, beim katholischen Kaiser ganz Oberhessen für sich zu
fordern. Nachdem die Darmstädter Unterstützung beim Kaiser suchen, verbündet
sich Moritz mit dem calvinistischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz.
|
1609 |
Moritz beabsichtigt, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen.
|
1613 |
Da eine Theateraufführung ohne musikalische Umrahmung nach
damaligem Verständnis nur schwer vorstellbar war, genoss die Hofkapelle in
Kassel die besondere Förderung des Landgrafen; nicht ohne Erfolg wie die
Nachwelt zu schätzen weiß, denn einer ihrer bekanntesten Repräsentanten war der
Komponist und Organist Heinrich Schütz, ein ehemaliger Schüler des "Collegium
Mauritianum". Auf Kosten des Landgrafen erfuhr Schütz in Venedig eine
musikalische Ausbildung bei Giovanni Gabrieli und übernahm ab 1613 eine führende
Rolle in der Kasseler Hofkapelle.
|
1616 |
Moritz erlässt die erste hessische Medizinalordnung
|
1618 |
Prager Fenstersturz, Beginn des
30jährigen Krieges
|
1620 |
Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz nimmt gegen das Reichsrecht
die böhmische Krone an, in der Schlacht am weißen Berg bei Prag werden die
böhmischen Truppen von den kaiserlichen vernichtend geschlagen, Friedrich wird
vom Kaiser geächtet und muss fliehen. Damit verliert auch Landgraf Moritz einen
seiner wichtigsten Verbündeten.
|
1621 |
Moritz erlaubt den militärischen Führern des geschlagenen
Böhmenkönigs den Durchzug Ihrer Truppen durch Hessen. Als diese dann noch
Darmstadt einnehmen und den Landgrafen Ludwig gefangen nehmen, ist die
kaiserliche Strafaktion beschlossene Sache.
|
1623 |
Der Reichshofrat spricht ganz Oberhessen dem Darmstädter
Landgrafen Ludwig V. zu.
|
1626 |
Nachdem Moritz öffentlich mit den Franzosen sympathisierte und
deren Hilfe unbedenklich gegen die immer mehr katholisierend Richtung der Wiener
Hofpolitik in Anspruch nahm, hat er den Einmarsch Tillys geradezu
heraufbeschworen. Tilly war mit seinen Truppen bis an Kassel herangerückt, war
aber dann gegen die Stadt Münden gezogen, die eingeäschert wurde. Tilly rückte
nun wieder zur Einschließung der Stadt vor, die voll mit Soldaten und
Landflüchtlingen war. Zu allem übel kam noch die grassierende Pest hinzu. Erst
nachdem der Landgraf sich verpflichtet hatte, alle Verhandlungen mit auswärtigen
Mächten zu unterlassen, zog Tilly mit seinen Truppen bei der Annäherung eines
dänischen Heeres ab.
|
1627 |
Aufgrund des verschwenderischen Lebens des Landgrafen hat die Verschuldung des
Landes eine Höhe von rund 2,5 Millionen Gulden erreicht.
Im Frühjahr wird Moritz in einem Staatsakt im Kasseler Schloss von den Ständen
zum Thronverzicht zugunsten seines Sohnes Wilhelm V. gezwungen. Er tut dies
nicht, ohne vorher durch einen Vertrag die Versorgung seiner Frau Juliane und
deren Kinder zu sichern: ein Viertel (Quart) des Landes muss sein Sohn an die
Kinder aus der zweiten Ehe seines Vaters abtreten.
Juliane bezog 1629 mit ihren Kindern ihre neue Residenz Rotenburg, nachdem die
Untertanen den Eid auf die neue Herrschaft abgelegt hatten. Die sogenannte
Rotenburger Quart umfaßte neben der Residenz noch Stadt, Amt und Schloß
Eschwege, Stadt und Amt Sontra, die Gerichte Bilstein und Germerode (beide bei
Witzenhausen), Stadt und Amt Wanfried, das hessische Drittel von Treffurt, die
Stadt Witzenhausen, Burg und Amt Ludwigstein und die Herrschaft Plesse (nördlich
Göttingen) mit dem Amt Gleichen.
Wilhelm V. tritt ein chaotisches finanzielles Erbe an und muss in September
zugunsten seiner Darmstädter Vettern auf Oberhessen verzichten.
|
1630 |
Landgraf Wilhelm V. verbündet sich mit dem Schwedenkönig Gustav
Adolf.
|
1631 |
Nach der erfolgreichen Schlacht bei Breitenfeld in Mainz erhielt
der Landgraf von Hessen-Kassel als verbriefte Schenkung von Gustav Adolf die
Stifte Hersfeld, Fulda, Paderborn und Teile Westfalens, - und das noch zu
erobernde Bistum Münster
|
1632 |
Am 17. März stirbt Moritz auf seinem Schloss in Eschwege, wohin er
sich zurückgezogen hatte.
Mit dem Tode des Schwedenkönigs in der Schlacht bei Lützen im November 1632
bricht die politische Basis des Landgrafen Wilhelm V. weg. Er hatte es gewagt,
sich mit dem Gegner des Kaisers zu verbünden und sein Land, seine Bevölkerung
muss nun dafür büßen. Kaiserliche Strafaktionen bescheren dem besetzten
Niederhessen Jahre unbeschreiblicher Kriegsgräuel und Verwüstungen. Nach der
Niederlage der Schweden bei Nördlingen wetteifern kaiserliche, schwedische und
französische Truppen bei der Verwüstung des Landes. Landgraf Wilhelm zieht sich
nach Friesland zurück.
|
1633 |
In Kassel wird im Nordwestflügel des Renthofs eine Universität
eröffnet.
|
1636 |
Das Jahr 1636 verwandelt ganz Hessen in eine Einöde, 18 hessische
Städte gehen in Flammen auf, 47 Burgen und 100 Dörfer werden zerstört, nur die
Hauptstadt Kassel bleibt verschont.
|
1637 |
In Kassel hält wieder die Pest Einzug, ihr fallen 1440 Personen
zum Opfer. Landgraf Wilhelm V. kommt bei seinem Heer in Ostfriesland ums Leben.
|
1640 |
Die Landgräfin Amelia Elisabeth kehrt aus dem hessischen Hauptquartier in
Westfalen in die Residenz zurück. Als Vormund ihres Sohnes Wilhelm VI. hatte sie
nach dem Tode ihres Gemahls die Regierungsgeschäfte übernommen.
|
1637 |
Ein verheerendes Hochwasser durchflutet die tiefer gelegenen
Stadtteile. Acht Häuser in der Nordstadt fallen den Fluten zum Opfer.
|
1645 |
Amelia Elisabeth erneuert den 1614 bestätigten Erbverein mit
Brandenburg und beauftragt im Mai 1645 ihren General Johann Geyso im
Zusammenwirken mit den Franzosen unter Marschall Turenne und den Schweden unter
Graf Königsmark mit der Wiedereroberung Oberhessens.
Am 6. März marschieren die Kasseler Truppen in Oberhessen ein. Die kampferprobte
Kasseler Armee ist den Truppen des Landgrafen Georg II. eindeutig überlegen.
Damit wird der "Hessenkrieg" eröffnet, der letzte erbitterte Krieg um das
Marburger Erbe. Bei diesem Krieg geht es nicht allein um das an die Darmstädter
Vettern verlorene Land, es geht auch um strategische Positionen bei den in
Münster und Osnabrück beginnenden Friedensverhandlungen.
|
1648 |
Beendigung des 30jährigen
Krieges mit dem westfälischen Frieden.
Mit dem am 24. Oktober unterzeichneten "Westfälischen Frieden" wurde auch der
ein halbes Jahr vorher vereinbarte "Einigungs- und Friedensvertrag" zwischen den
beiden Teilen Hessens sanktioniert. Der "Hessenkrieg" war damit beendet.
Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt verzichtete auf ein Viertel von
Oberhessen mit Marburg. Außerdem musste er auf alle bisher eroberten
Territorien, darunter die von ihn annektierte Herrschaft Schmalkalden an
Hessen-Kassel abtreten.
Nach dem Westfälischen Frieden fielen aus den hessischen Erwerbungen noch Schloß
und Amt Rheinfels mit St. Goar, St. Goarshausen, Burg Neukatzenelnbogen und das
Amt Hohenstein mit Bad Schwalbach an Hessen-Rotenburg. In dieser Zeit ist der
Hausname Hessen-Rheinfels-Rotenburg üblich.
|
1650 |
Im goldenen Saal des Landgrafenschlosses legt Landgräfin Amelia
Elisabeth Ihre vormundschaftliche Regentschaft nieder. Ihr Sohn, Wilhelm VI.,
übernimmt die Regentschaft.
|
1654 |
Landgraf Karl wird am 3. August geboren.
|
1661 |
Gastwirt Reinhard Bödicker wird vom Landgrafen zum hessischen
Postverwalter in Kassel bestellt.
|
1667 |
Die bisher neben der hessischen bestehende kaiserliche Post wird
verboten.
|
1677 |
Landgraf Karl übernimmt am 8. August die Regierungsgeschäfte von
seiner Mutter Hedwig Sophie von Brandenburg, die bis dahin die Vormundschaft
hatte.
|
1679 |
östlich des Dorfes Bettenhausen läßt Landgraf Karl ein Messingwerk
bauen, den Messinghof, um hier die Kupferschätze seines Landes zu verwerten.
|
1685 |
Ludwig XIV. hebt in Frankreich das Edikt von Nantes auf, durch das
allen Franzosen die Religionsfreiheit zugesichert war. Protestanten, die bei
ihrem Glaubensbekennnis beharren, zwingt er zur Auswanderung.
Nachdem sich die landgräfliche Politik gegenüber den Franzosen geändert hat,
nimmt Kassel französische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) auf, in der Zeit von
1685-87 etwa 800 Menschen. Diese werden zumeist in der Altstadt angesiedelt.
|
1688 |
Feldzug des Landgrafen Karl gegen Frankreich, das die Pfalz
zerstört hatte.
|
1690 |
In der Kasseler Unterneustadt wird ein Waisenhaus gebaut. Fertig
ist es 1700.
|
1698 |
Im Auftrag des Landgrafen beginnt Paul du Ry, ein in Paris
geborener Architekt, mit der Planung eines neuen Stadtteils für die Hugenotten,
der Oberneustadt. Der Grundstein für die neue Kirche (Karlskirche) in der
Oberneustadt wird gelegt.
|
1701 |
Landgraf Karl gibt den Auftrag zum Bau des
Orangerieschlosses auf der Aueinsel, die Planungen des Baues eines
Riesenschlosses auf dem Weißenstein durch den aus Rom stammenden Architekten
Giovanni Francesco Guerniero beginnen.
|
1709 |
Gründung des "Collegium Carolinum", einem Vorläufer der späteren
Gewerbeschulen.
|
1710 |
Um die wirtschaftlichen Kräfte zu stärken, wird eine
Kommerzienkammer ins Leben gerufen.
|
1711 |
Fertigstellung des Orangerieschlosses, Beginn der Bauarbeiten an der Parkanlage,
der heutigen Karlsaue.
|

Orangerie
Handcolorierter Stahlstich von Johann G.F. Poppel nach einer Zeichnung von Ludwig Rohbock, 1850
|
|
1714 |
Am ersten Sonntag im Juni fließt das erste Mal am Karlsberg (heute
Wilhelmshöhe) das Wasser die Kaskaden hinunter.
Der schwedische König übernachtet inkognito im Gasthof "Stadt Stockholm" in der
Mittelgasse.
Nach einem Entwurf des Architekten Paul du Ry entsteht an der schönen Aussicht
ein Observatorium (heute Palais Bellevue).
|
1717 |
Das Riesenschloss auf dem Weißenstein wird mit dem Aufsetzen der
vom Augsburger Goldschmidt Anthoni in Kupfer getriebenen
Herkulesstatue fertig gestellt.
|
1722 |
Bau des dem Orangerieschloss vorgelagerten Mamorbads.
|
1723 |
Die Stadt Kassel hat 12.289 Einwohner
|
1726 |
Landgraf Karl führt in Hessen und Kassel die allgemeine
Schulpflicht ein.
|
1728 |
Der französische Bildhauer Pierre Etienne Monnot übergibt das von
ihm geschaffene Marmorbad Landgraf Karl.
|
1729 |
Georg II., König von Großbritannien, kommt zu Besuch. Landgraf
Karl läßt zu seinen Ehren das komplette hessische Herr (12000 Mann) bei
Bettenhausen aufmarschieren.
|
1730 |
Nach dem Tode des Landgrafen Karl wäre Erbprinz Friederich
Landgraf von Hessen geworden, er hatte sich aber mit der Schwester des
schwedischen Königs Karl XII. vermählt, durch die er 1720 die schwedische Krone
erhielt. Er übertrug die Statthalterschaft seinem Bruder Wilhelm VIII.
|
1735 |
Mit Johann Reinhard III. stirbt siebzigjährig der letzte männliche
Vertreter des Hanauer Grafenhauses. Bereits vor seinem Tod hatte er bestimmt,
dass die Gebiete südlich des Mains an den Gatten seiner einzigen, 1726
gestorbenen Tochter Charlotte, Erbprinz Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt fallen
sollten.
Die übrigen Stammlande bekam gemäß des Erbvertrags von 1643 Landgraf Wilhelm
VIII. von Hessen-Kassel. Damit war die Grafschaft Hanau kein eigenständiges
politisches Territorium mehr
|
1748 |
Prinz Friedrich von Hessen-Kassel, der spätere Landgraf Friedrich
II., tritt heimlich zum katholischen Glauben über. Erst sechs Jahre später
erfährt der Vater von diesem Schritt.
|
1750 |
Nach 20jähriger Statthalterschaft übernimmt Wilhelm VIII. nach dem
Tode des kinderlosen Bruders selbst die Regentschaft.
|
1753 |
Es erfolgt die Grundsteinlegung des Mittelbaues von Schloss
Wilhelmsthal. Die Pläne stammen
von Cuvilles d.ä., die Bauleitung hat Simon Louis du Ry.
|
1754 |
Die Landesteile Amt Rheinfels mit St. Goar, St. Goarshausen, Burg
Neukatzenelnbogen und das Amt Hohenstein mit Bad Schwalbach wurden 1754 an
Hessen-Kassel zurückgegeben und dafür die Einführung der Primogenitur (Nachfolge
durch den Erstgeborenen statt der in Hessen üblichen Erbteilung) im Hause
Hessen-Rotenburg eingehandelt.
|
1757 |
Französische Truppen besetzen kampflos die Stadt, da sämtliche
hessischen Truppen bei der alliierten Armee in Norddeutschland gebunden sind.
|
1758 |
Die Französische Truppen verlassen Kassel am 21.03. in Richtung
Paderborn.
Landgraf Wilhelm VIII. kehrt am 6.5. wieder in seine Residenz zurück, muss aber
bereits am 18.7. wieder vor den erneut anrückenden Franzosen fliehen. In der
Schlacht am Sanderhäuser Berg am 23.7. muss der hessische General Prinz Kasimir
von Isenburg mit seinen Truppen vor den dreifach überlegenen Franzosen
zurückweichen. Kassel ist wieder unter Besatzung.
Bei Lutterberg werden die alliierten Truppen unter General von Oberg am 10.10.
erneut geschlagen.
|
1760 |
Am 1.2. stirbt Landgraf Wilhelm VIII. in Rinteln.
Am 31.7. besetzen sächsische und französische Truppen kampflos die Stadt.
Friedrich II. tritt die Nachfolge seines verstorbenen Vaters, Wilhelm VIII. an.
|
1761 |
Die Alliierten Truppen belagern vom 19.2. bis 27.3. vergeblich das
von französichen Truppen besetzte Kassel.
|
1762 |
Vor den Toren Wilhelmsthals wird die erste Schlacht im letzten
Feldzug des siebenjährigen Krieges geschlagen.
|
1762 |
Kapitulation der französischen Besatzung von Kassel am 1.11. nach
der zweiten Belagerung.
|
1764 |
Friedrich II., blieb von der Verwaltung der Grafschaft Hanau
ausgeschlossen. Stattdessen regierte der junge Erbprinz Wilhelm IX., derselbe
wurde später als Kurfürst Wilhelm I. zu einer der umstrittensten Gestalten der
hessischen Geschichte. In jedem Fall hat er die Stadt Hanau großzügig gefördert.
1765 ließ er die Befestigung zwischen der Alt- und Neustadt Hanau niederreißen.
Es entstand der Paradeplatz (heute Freiheitsplatz). 1768 läßt er dort das
Stadttheater und das Kollegienhaus (heute Behördenhaus) errichten.
|
1767 |
Beginn der Schleifung der Festunganlagen in Kassel, die im
7jährigen Krieg nicht mehr standgehalten hatten.
|
1768 |
Vor der Karlskirche wird eine Statue Landgraf Karls aufgestellt, die 1686 von
Bartholomäus Eggers in Rom geschaffen worden war.
|

Carls-Kirche
Handcolorierte Lithogafie von Th. Fischer, 1865
|
|
1771 |
Kassel Straßen werden gepflastert, bis 1780 sind alle Staßen mit
Pflaster ausgebaut.
Wilhelm IX. verkauft im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hessische Soldaten
an seinen Onkel Georg IV. von England. Die eingenommenen Gelder erlauben es
Wilhelm, die Kuranlage Wilhelmsbad bei Hanau zu erbauen (Baubeginn 1777).
|
1776 |
In Bremerlehe beginnt die Einschiffung der ersten hessischen Soldaten, die im Dienst
der englischen Krone den Aufstand der nordamerikanischen Kolonien bekämpfen
sollen. Die hessischen Landgrafen erhalten für den Verkauf bzw. die "Vermietung"
der Soldaten insgesamt 21 Millionen Taler. Rund 30 000 Mann werden angeworben.
Hessen-Kassel stellt mit 17 000 daran den größten Anteil. Jedoch sind nicht alle
Landeskinder, zum Teil werden auch fremde Söldner angeworben.
Am 15. Januar 1776 hatte der Minister Martin Ernst von Schlieffen den Subsidienvertrag
unterzeichnet. Noch im gleichen Jahr kamen die ersten Regimenter in Nordamerika
an und besetzten New York. Am Weihnachtsabend des Jahres 1776 wurden
sie jedoch bei Trenton vom Rebellengeneral George Washington überrumpelt. Die
letzten Reste der Truppen kehrten 1784 zurück.
|
1778 |
Georg Forster (Naturforscher) lehrte und forschte 1778 bis 1784 im
Collegium Carolinum am Steinweg. Er hatte als junger Mann James Cook auf dessen
zweiter Weltumseglung begleitet.
Das erste anatomische Institut in Deutschland wird in der Unterneustadt
gegründet, das Theatrum Anatomicum.
Am 1.05. Gründung der Kolonie Philippinenhof im Norden der Stadt durch 8
Familien.
|
1779 |
Landgraf Friedrich II. gründet des Lyceum Fridericianum, er
schenkt dazu der Stadt das sogenannte Zanthiersche Haus in der Königstraße 47.
Damit brachte er das erste Gymnasium auf den Weg (heutiges Friedrichsgymnasium).
Fertigstellung des "Museum
Fridericianum" in Kassel, Zusammenführung der Sammlungen des
Landgrafen einschließlich der Bibliothek.
|
1780 |
Landgraf Wilhelm IX. läßt die Bibliothek an 4 Tagen pro Woche der
öffentlichkeit zugänglich machen.
|
1783 |
Auf dem Friedrichsplatz wird das Denkmal Landgraf Friedrichs II.
enthüllt, der nicht nur ein Förderer der Künste war, sondern sich auch der
Wirtschaft annahm.
|
1785 |
Landgraf Wilhelm IX. wird am 3.6.1743 als ältester Sohn des
Landgrafen Friedrich II. geboren. Schon ab 1764 regiert er die Grafschaft Hanau.
1785 übernimmt er die Regierung in Kassel.
|
1786 |
Baubeginn am Schloss
Wilhelmshöhe
|
1787 |
Das Gebäude der Anatomie in der Unterneustadt wird komplett
abgerissen und in Marburg wieder aufgebaut.
|
1788 |
Baubeginn einer neuen Brücke über die Fulda, der Wilhelmsbrücke.
Die aus dem Ende des 11.Jh. stammende Magdalenenkirche muss dem Brückenbau
weichen - sie wird abgerissen.
|
1793 |
Einweihung der Kapelle im Nordflügel des Schlosses Wilhelmshöhe
(21.04.).
Im Wilhelmshöher Park wird der Steinhöfersche Wasserfall vollendet und mit der
Einweihung der Kapelle am 4.6. ist die Löwenburg vollendet.
Fertigstellung der den Fluss in drei Bögen überspannenden Wilhelmsbrücke in
Kassel.
|
1796 |
Die Brüder Grimm, Jakob und Wilhelm, werden von der Mutter nach
Kassel zu Verwandten geschickt, um hier das Gymnasium Lyceum Fridericianum zu
besuchen.
Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm II. besucht Kassel. Anlass ist die
beabsichtigte Vermählung seiner Tochter Auguste mit dem Erbprinzen Wilhelm von
Hessen-Kassel.
|
1801 |
Fertigstellung des Schloss Wilhelmshöhe, die Seitenflügel sind
noch eine Schöpfung Simon Louis du Rys, der Mittelbau stammt von Jussow.
|
1803 |
Landgraf Wilhelm IX. erlangt die Kurwürde und regiert fortan als
Kurfürst Wilhelm I.
|
1806 |
Kurfürst Wilhelms Doppelspiel, mit Preußen nicht brechen und sich
mit Frankreich nicht zu verbünden, kostet ihn sein Land.
Am 1. November 1806 ziehen die napoleonischen Truppen in Kassel ohne Widerstand
ein, am gleichen Tage der König Ludwig von Holland mit seinen Garden. Der
Kurfürst hatte sich in Sicherheit gebracht und gelangte auf Umwegen nach Prag.
|
1807 |
Im Frieden von Tilsit wird Kassel die Hauptstadt des aus
Kurhessen, Braunschweig, einem großen Teil Preußens und Hannovers gebildeten
Königreichs Westfalen. König wird Jérôme, Napoleons jüngster Bruder, der sich
nach der Trennung von Elisa Patterson auf Befehls des Kaisers mit Katharina von
Württemberg vermählt hatte. Er bezieht das Schloss Wilhelmshöhe, das ab sofort
in Napoleonshöhe umbenannt wird.
|
1811 |
Durch einen Brand wird das landgräfliche Schloss in Kassel zerstört.
|

Das fürstliche Schloss
|
|
1813 |
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig, in der Napoleon vernichtend
geschlagen wird, flieht König Jérôme nach Konstanz.
Kurfürst Wilhelm kehrte nach Kassel zurück.
|
1814 |
Wilhelm Grimm wird am
15.2. Bibliothekssekretär an der kurfürstlichen Bibliothek im Museum
Fridericianum.
|
1816 |
Jacob Grimm wird am
16.4.zweiter Bibliothekar an der kurfürstlichen Bibliothek im Museum
Fridericianum.
|
1816 |
Gegen eine jährliche Pacht von 42 000 Talern überläßt Kurfürst
Wilhelm I. das hessische Postwesen den Fürsten Thurn und Taxis.
|
1817 |
Carl Anton Henschel wird Teilhaber in der Werkstatt seines Vaters,
die Produktion verlagert sich auf Maschinenbau.
|
1820 |
Für den Neubau eines Schlosses an Stelle des abgebrannten Landgrafenschlosses
wird der Grundstein gelegt. Es hat den Namen Kattenburg, der Bau kommt jedoch
nicht über das Erdgeschoß hinaus.
|

Kattenburg und Rondell
Handcolorierter Stahlstich von Joh. Umbach nach einer Zeichnung von Ludwig Rohbock, 1830
|
|
1821 |
Kurfürst Wilhelm I. scheidet aus dem Leben. Seine sterblichen
überreste (gest. 22.2.) ruhen in der Gruft der Kapelle der Löwenburg.
|
1822 |
Am 1.1. tritt Karl Schomburg sein Amt als Stadtoberhaupt an.
|
1822 |
Nach Entwürfen des Oberbaudirektors Johann Konrad Bromeis entsteht
im Park Wilhelmshöhe das Gewächshaus.
|
1829 |
Jakob und Wilhelm Grimm
verlassen am 30.10. Kassel, um Stellen als Professoren in Göttingen anzunehmen.
|
1830 |
Karl Herbold ruft nach Bekanntwerden der Pariser Juli-Revolution
eine Bürgerversammlung ein, um eine Bittschrift an den Kurfürsten zu formulieren
(zu damaliger Zeit ein ungeheures Wagnis).
|
1830 |
Am 7.9. gründen ca. 300 Bürger der Stadt einen Verein zur
Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, die Bürgergarde.
|
1830 |
Eine Bürgerdeputation mit Bürgermeister Karl Schomburg an der
Spitze überreicht im roten Palais am Friedrichsplatz Kurfürst Wilhelm II. eine
Bittschrift zur Einberufung der Stände. Die Stände sollten einberufen werden, um
über Verbesserungen der wirtschaftlichen und politischen Lage zu beraten. Ziel
war die Neugestaltung der politischen Verhältnisse durch eine neue Verfassung.
|
1831 |
Im gelben Saal des Bellvue-Schlosses wird die neue
Staatsverfassung des Kurfürstentums Hessen unterzeichnet und verkündet (5.1.).
|
1832 |
Der Kasseler Stadtrat errichtet auf eigene Verantwortung und unter
eigener Aufsicht eine Sparkasse, um "minderbemittelten" Personen Gelegenheit zu
geben, ihre Ersparnisse sicher anzulegen und durch Zinsen vermehren zu können.
|
1834 |
Mit dem Zustandekommen des preußisch-deutschen Zollvereins wird
auf wirtschaftlichem Gebiet eine Vereinigung vollzogen.
1834 stirbt Landgraf Victor Amadeus von Hessen-Rotenburg, trotz dreier Ehen
kinderlos. Damit erlischt das Haus Hessen-Rotenburg und die Quart fällt nach
über 200 Jahren an Hessen-Kassel zurück.
|
1836 |
Das Ständehaus, Parlamentsgebäude des kurhessischen Staates, wird
in Gegenwart des Prinzregenten Friedrich Wilhelm (dem späteren Kurfürsten)
eingeweiht.
|
1837 |
Die Firma Henschel & Sohn nimmt am Möncheberg mit 200 Arbeitern
ihr neues Werk in Betrieb.
|
1844 |
Der kurhessische Landtag beschließt die Aufnahme einer Anleihe von
6 Mio. Talern zum Bau einer Staatseisenbahn. Bis dahin war Kurhessen der einzige
Staat, der keine Staatsschulden hatte.
|
1845 |
Friedrich und Karl Murhard bestimmen in ihrem Testament die Stadt
Kassel als Erbin ihres Vermögens, mit der Auflage, dass die Zinsen zur
Errichtung einer Bibliothek und zum Ankauf wissenschaftlicher Werke verwendet
werden sollen.
|
1848 |
Henschel liefert die erste Lokomotive (Drache, Achsfolge 2'B) an die
Friedrich-Wilhelm-Nordbahn (FWN).
Exakt 15.686 Taler hatte die "Erste Kurhessische Eisenbahn" für die Lokomotive
bezahlen müssen. Für die damalige Zeit eine erstaunliche Summe, aber sicher
nicht zu wenig für ein starkes Gefährt, das Personen- und Güterzüge mit einer
Geschwindigkeit von bis zu 45 Kilometern durch die Lande zog. Bei der Technik
des "Drachen" muß besonders das Drehgestell der Lokomotive hervorgehoben werden,
dessen Laufeigenschaften überzeugend waren. Der "Drache" erhielt die
Betriebsnummer 19 und war zusammen mit seinen drei jüngeren Schwesterlokomotiven
"Pfeil", "Hessia" und "Cassel" 20 Jahre lang bis 1868 im Einsatz.
Am 30.03. werden von der FWN die Eisenbahnverbindung Grebenstein - Hümme - Bad
Karlshafen, am 18.08. die Verbindungen Kassel - Grebenstein und am 29.8. Bebra -
Guxhagen eröffnet.
|

Henschel - Drache
|
|
1849 |
Die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn stellt die Eisenbahnverbindungen
Hümme - Haueda am 6.3. sowie Guntershausen - Guxhagen und Bebra - Gerstungen am
25.9. fertig.
|